Irbit im Ural

Die Geburtsstätte hunderttausender Motorradgespanne liegt 3,5 Busstunden östlich von Jekaterinburg. Die wenigsten Russen kennen Irbit mit seinen knapp 50.000 Einwohnern. Viel zu sehen gibt es auch nicht. Selbst die legendäre Motorradfabrik macht von aussen einen heruntergekommenen Eindruck. Dennoch ist die Chance ein gebrauchtes Ural-Gespann zu kaufen hier, wo noch alle 2 Minuten eines vorbeituckert, am grössten.
Irbit Lutschies Irbit
Irbit Irbit
Irbit Irbit IMS-Fabrik
Irbit Irbit IMS-Fabrik

Die Atmosphäre in der Stadt ist friedlich und entspannt. Man kennt sich untereinander. Es gibt, zwar etwas versteckt, aber doch jede Menge Geschäfte für Lebensmittel, Kleidung, Elektroartikel, Geschenkartikel, Mobiltelefone, Outdoorbedarf und Autozubehör. Am Rande von Irbit sind einige Fabriken und Holzwerke. Zwischen den notorischen Plattenbauten finden sich immer wieder Kolonien sibirischer Holzhäuser aber auch einige neuere Einfamilienhäuser oder ältere, öffentliche Gebäude mit schmucker Fassade. Die ganze Zeit vermisse ich jedoch etwas in der Stadt, bis ich bei einem der Zahlreichen Rundgänge fündig werde - die Kirche. Doch der Anblick ist enttäuschend. Das Turmdach ist nicht mehr da, nebendran stehen hohe Gülletanks, dahinter ist ein Schornstein und um das Kircheschiff ein hoher Zaun. Anscheinend ist aus dem Gotteshaus jetzt eine Fabrik geworden.
Irbit Irbit
Irbit Kirche Irbit

Die Stadt ist reich. Es wir viel gebaut und renoviert, die Strasse wird neu geteert. Viele Bewohner sind selbständig, haben eine Firma oder ein Geschäft. Es ist immer was los auf den Strassen, viele Fussgänger und vor allem viele Autos. Neben den klassischen Ladas und Wolgas sieht man immer mehr japanische Mittelklassewagen oder am Wochenende auch Luxusautos mit Stern drauf. Auch einen Cadillac auf Basis des US-Armee-Jeeps Hummer habe ich schon hier gesehen. So ein Gegfährt geht nicht für unter 100.000 Euro über die Ladentheke. Der Reichtum kommt schnell und will aufgrund der unsicheren Zeit schnell verlebt, verkonsumiert werden. Da schmeisst man schon mal mit Scheinen um sich, kostet die Macht des Geldes bis aufs letzte aus und drängt sich ohne Rücksichtnahme auf Menschen oder Gesetze mit dem dicken Luxusauto an allen anderen vorbei in den Vordergrund. So ist nun mal das grosse, freie Russland.
Irbit Irbit

Als ich in Irbit bin, findet in der Nähe ein russisches Meisterschaftsrennen im Seitenwagenmotocross statt, bei dem auch Profis mitfahren. Der Regen der letzten Tage hat die ganze Wiese einschliesslich der Piste in ein riesiges Schlammloch verwandelt. Dennoch ist am Tag des Hauptrennens jede Menge los. Besuchermassen säumen die Strecke. Es gibt Schaschlik- und Getränkestände, Eis und sogar ein VIP-Zelt. Einige Besucher kommen schlauerweise gleich mit Gummistiefeln, andere staksen jedoch mit weissen Sonntagsschuhen oder einige Damen mit ihren Stöckelschuhen durch den knöcheltiefen Morast. Ebenso beobachte ich, wie sich Luxuswagen mit ihren breiten Strassenreifen munter im Schlamm festfahren, da man ja direkt auf der Wiese parken muss und nicht laufen will. Das Rennen selber ist spektakulär und der tiefe Boden fordert den Gespannteams alles ab. Hinter den MTM-Zweitakt Crossgespannen fliegen die Schlammbrocken meterhoch.
Motocross Motocross
Motocross Motocross
Motocross Motocross